Ist das E-Auto die Lösung fürs Klima?

Seit einigen Jahren setzen wir uns schon mit der Frage auseinander, wie wir als Unternehmen und Beschäftigte klimafreundlicher handeln können. Unser Ziel ist es, nicht nur CO₂-Emissionen entlang der gesamten Lieferkette zu reduzieren, sondern auch unsere Emissionen im Büro weitestgehend zu minimieren. Dafür stellen wir einige Verhaltensweisen und Prozesse innerhalb unseres Unternehmens um, motivieren und inspirieren beispielsweise unsere Mitarbeiter:innen zu einem umweltfreundlicheren Handeln in ihrem Alltag und versuchen unseren Arbeitsalltag nachhaltiger zu gestalten. Natürlich haben wir uns dabei auch die Frage gestellt, wie wir unsere Fahrzeugflotte umstellen können, um Emissionen einzusparen.

Global gesehen ist der Verkehrssektor mit rund 20 Prozent CO2-Austoß der drittgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen. Den weitaus größten Teil der Verkehrsemissionen verursacht dabei der Straßenverkehr mit 96 Prozent.[1] Um diese Zahl zu reduzieren, müssen wir alle einen Beitrag leisten.

Eins ist klar: Kein Auto ist immer besser! Am umweltfreundlichsten bewegt man sich mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV fort. Dennoch gibt es einige Fahrten auch bei uns im Unternehmen, die sich nur mit einem Auto erledigen lassen. Schnell kam deshalb die Idee auf, unsere Fahrzeugflotte zu elektrifizieren. „Aber E-Autos stehen doch in der Kritik“ hatten wir als Aussage im Hinterkopf. Wie bei fast allem auf dieser Welt, gibt es auch hierfür keine Schwarz-Weiß-Antwort. Deshalb haben wir uns an die Arbeit gemacht und uns intensiv mit dem Thema E-Autos auseinandergesetzt. Hier unsere wichtigsten Erkenntnisse.

Immer die gesamte Lieferkette im Blick behalten

Neben Emissionen während des Fahrens muss die gesamte Lieferkette betrachtet werden. Denn die ist bei einem E-Auto meist „unsauberer“ als beim Verbrenner. Seltene Metalle wie Kobalt, Graphit und Lithium kommen zum Einsatz und werden häufig unter Bedingungen abgebaut, die in Bezug auf Menschenrechte und Umweltschutz sehr kritisch zu betrachten sind.[2]

Zudem werden in einem E-Auto ca. 80 kg Kupfer verbaut – das ist viermal mehr als bei einem Verbrenner. Das Kupfer kommt vor allem aus Chile, wo der Kupferabbau nicht nur den Wasserverbrauch auf etwa 2.000 Liter pro Sekunde treibt, sondern zudem das Land mit Schwermetallen verunreinigt wird, da Abwässer häufig ungefiltert in die Umwelt geleitet werden.

Paradoxerweise wird der Strom für den Kupfer-Tagebau zu einem überwiegenden Teil aus Kohle gewonnen, die aus Kolumbien importiert wird und eine entsprechend lange und CO2-intensive Lieferkette hat.[2]

Bezieht man den Herstellungsprozess in die Berechnungen mit ein, holt ein E-Auto die schlechte CO₂-Bilanz erst ab einer Fahrleistung von 50.000 – 100.000 km wieder ein. Dieser Wert ist allerdings schon deutlich besser als noch vor ein paar Jahren, dank technischer Weiterentwicklungen und einem gestiegenen Anteil an Grünstrom im deutschen Stromnetz.

Auf die richtige Batterie und Grünstrom kommt es an

Grundsätzlich gilt: Je kleiner die Batterie bzw. das Fahrzeug, desto größer der Klimavorteil des E-Autos. In Deutschland gefertigte Batterien schneiden aufgrund des geringeren Anteils an Kohlestrom, der in der Herstellung verbraucht wird, um einiges besser ab als in China gefertigte Batterien.

Neben einem geräuscharmen Fahren liegt der große Vorteil eines E-Autos vor allem darin, während des Fahrens kein CO₂ und keine Stickoxide auszustoßen. Beim CO₂ spielt allerdings die Stromquelle eine wichtige Rolle. Bei einer Jahreskilometerleistung von 10.000 km fallen bei einem Elektroauto mit einem Verbrauch von 17 kWh/100 km etwa 0,7 Tonnen CO2 an (inklusive der Vorkette, die u. a. den Bau der Ladesäulen, Verteilung der Stromkabel etc. beinhaltet), wenn der Wagen mit Ökostrom geladen wird. Besteht die Stromquelle jedoch aus dem regulären deutschen Strommix mit seinem eher hohen Anteil an fossiler Energie, liegt das Ergebnis mit 1,7 Tonnen mehr als doppelt so hoch.

So oder so „gewinnt“ das Elektroauto im Vergleich zu einem Diesel oder Benziner beim Fahren durch einen geringeren CO2-Ausstoß. Zudem werden die aktuell in Deutschland zur Verfügung stehenden Ladesäulen größtenteils ohnehin mit Ökostrom betrieben, ein kurzer Ökostrom-Check lohnt sich aber dennoch.

Macht ein E-Auto Sinn?

Bei der Anschaffung eines E-Autos ist es sicher hilfreich, sich zunächst die Frage zu stellen, ob in jedem Fall ein Auto gebraucht wird und wenn ja wofür. Dann gilt es die wesentlichen Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen*[3]

Vorteile

  • Keine Emissionen und keine Stickoxide beim Fahren
  • Reduktion der Feinstaubbelastung
  • Geringe bis keine Emissionen bei der Stromerzeugung zum Tanken (konventioneller Strom: 113 g CO₂/km; Ökostrom: 0 g CO₂/km)
  • Hoher Wirkungsgrad, zudem kann Bremsenergie zum Akku zurückgeführt werden
  • Geringere Tankkosten ggü. einem Verbrenner[4]
  • Geringe Unterhaltungskosten (Steuer, Versicherung, keine AU, kein Ölwechsel, weniger Verschleißteile)
  • Geräusch- und vibrationsarm
  • E-Autos zahlen meist keine Parkgebühren auf öffentlichen Parkflächen
  • Auf das Gesamtleben berechnet verursacht ein Elektroauto ca. 30 % weniger CO₂ als ein Benziner[5]

Nachteile

  • Geringe Reichweite (150–500 km)
  • Teilweise hohe Akkuladezeiten (Volltanken: bis zu 12 Stunden an der Haussteckdose, ca. 30 Minuten an der Schnellladestation)
  • Tankstellennetz wird stetig besser, ist aber noch nicht flächendeckend ausgebaut (Apps helfen bei der Tankstellenfindung)
  • Verschlechterung der Akkuleistung bei niedrigen Temperaturen (bis zu 40 %)
  • Kosten bei Installation von Heim-Chargern und Versicherung (Brandschutz)
  • Hoher Neuanschaffungspreis
  • Hohe Emissionen bei Akkuherstellung und
    -entsorgung sowie Kritik an schlechten Arbeitsbedingungen (v.a. Kinderarbeit) und Umweltschäden durch die Rohstoffgewinnung

Unser Fazit

Die E-Mobilität ist sicher nicht das Ende der Fahnenstange. Zum Pro gibt es auch einige Contra. Eine Bewertung zu machen ist komplex, denn es gibt keine Schwarz-Weiß-Entscheidung „das ist gut, das ist schlecht“, sondern die Antwort liegt irgendwo dazwischen.

Gerade kleine Autos mit kleinerer Batterie (aber eben auch geringerer Reichweite) sind aufgrund des CO2-freien Fahrens aus unserer Sicht besser für den Stadtverkehr geeignet als ein Verbrenner-Wagen. Natürlich versuchen wir möglichst viele Strecken mit dem Fahrrad zu bewältigen, doch wo ein Auto nötig wird, setzen wir auf E-Mobilität. Und natürlich laden wir immer und ausschließlich mit Ökostrom. So kann beispielsweise unser Bote Roland nun alle anfallenden Besorgungen abgasfrei erledigen – und dabei sieht er auch noch ziemlich schnieke aus im neuen BE CLIMATE-Flitzer.

Es ist klar, dass Elektrofahrzeuge nicht allein zu einem klimafreundlicheren Straßenverkehr beitragen werden – aber richtig umgesetzt sind sie ein Schritt in eine positive Richtung.

Mit unserer E-Mobilität unterstützen wir folgende SDGs:

  1. https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/klimaschonender-verkehr-179467
  2. https://www.arte.tv/de/videos/084757-000-A/umweltsuender-e-auto/
  3. * Die Tabelle gibt keine Garantie auf Vollständigkeit.
  4. https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/auto-kaufen-verkaufen/autokosten/elektroauto-kostenvergleich/
  5. WISO, 11.09.2017
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